historisches

Liebe Gäste!

Am 16. Mai 1905 wurde die Kleingartensparte “Prießnitz” gegründet, benannt nach dem “Wunderheiler” Vinzenz Prießnitz. 1909 entstand an der Stelle der heutigen Gaststätte eine Umkleidehalle für das davor befindliche Sommerluftbad. 1923 wurde dieses Gebäude durch eine Kegelbahn erweitert. Da die Halle nicht mehr den Anforderungen genügte, wurde sie 1926 vergrößert. Nachdem das Gebäude 1945 kurzzeitig durch Kriegsflüchtlinge und danach anderweitig genutzt wurde, erfolgte 1965 der erste Pachtvertrag als Gaststätte. Die Pächter wechselten oft, bevor nach erneutem Umbau 1986 der heutige Wirt Robby Vincenz das Gartenheim als Pächter übernahm.
Herr Vincenz hatte eine Ausbildung als Kellner im Hotel “Stadt Zwickau” abgeschlossen und arbeitete danach in verschiedenen großen Hotels und Gaststätten der DDR, so u.a. im Palast der Republik, Im “Palasthotel” und im Hotel “Stadt Berlin” sowie im Hotel “Metropol”. 1980 begann er im neu eröffneten Interhotel “Mercur” in Leipzig zu arbeiten und nach der Absolvierung seines NVA-Dienstes entschloss er sich, das Gartenheim “Prießnitz” in Crimmitschau zu übernehmen.
Leider wurde dieses bei einem Brand 1988 fast völlig zerstört. Der Wiederaufbau gestaltete sich schwierig, da die anfänglich versprochenen Gelder der Stadt Crimmitschau nicht flossen. Anlass war die politische Wende in der DDR und die damit verbundene Unsicherheit über die zur Verfügung stehenden öffentlichen Mittel. Aus diesem Grund entschloss sich Herr Vincenz, das Gebäude mit eigenen Mitteln wieder aufzubauen. Daraus wurde dann die Gaststätte “Prießnitz”. Während der Bauphase erfolgte die Bewirtschaftung durch einen Kiosk.

Im Jahr 2005 fand dann die 100-Jahr-Feier des Gartenvereins statt. Herr Günther, Oberbürgermeister von Crimmitschau, erinnerte in seiner Festrede an die Anfänge des Gartenvereins und an die bewußte Namensgebung von Vincenz Prießnitz. Hatte dieser doch viel zur Belebung des Kleingartenvereins beigetragen und mit seiner Philosophie “Der wahre Arzt wohnt im Menschen selbst” schon damals die vielseitigen Vorzüge eines schönen Gartenlebens geprießen.

Wer war Herr Vincenz Prießnitz ???


 (Quele: Wikipedia)

Vincenz Prießnitz war das jüngste von sechs Kindern des Landwirts Franz Prießnitz und dessen Ehefrau Theresia Kappel. Da der Vater erblindete und der älteste Bruder früh starb, musste Prießnitz schon nach kurzer Zeit die Schule verlassen und auf dem elterlichen Hof mitarbeiten. Er konnte weder lesen noch schreiben, war also Analphabet. Als Prießnitz mit 17 Jahren vom Pferd fiel und sich zwei Rippen brach – was ohne Fixierung zur lebensgefährlichen Verletzung innerer Organe hätte führen können – half er sich, indem er die verletzten Rippen mit einem in kaltes Wasser getauchten Umschlag fixierte und darüber mehrere eng anliegende Tücher band. Dies war die Geburtsstunde des Prießnitz-Umschlages. Die Rippen verheilten, und sehr schnell hatte der junge Prießnitz im weiten Umkreis den Ruf, ein „Wasserdoktor“ zu sein.

1828 heiratete Prießnitz Sophie, eine Tochter des Gemeindevorstehers von Böhmischdorf bei Freiwaldau. Mit ihr hatte er einen Sohn und sechs Töchter. Seine Wasserkuren verhinderten nicht, dass er 1848 einen Schlaganfall erlitt und danach laut ADB an „Leberschrumpfung und Wassersucht“ litt. Im Alter von 52 Jahren starb Vincenz Prießnitz am 28. November 1851 in Gräfenberg. Das von ihm hinterlassene Vermögen wurde auf stattliche 10 Millionen Gulden geschätzt. Da sein Sohn zum Zeitpunkt seines Todes noch ein Kind war, wurde die Wasserheilanstalt von einem Schwiegersohn übernommen.

Im Jahr 1826 kamen die ersten Kranken von außerhalb zu Prießnitz. Er richtete ein Badehaus ein, in dem er mit Wasser behandelte, wurde aber 1829 von mehreren Ärzten als Kurpfuscher angeklagt. Der Prozess endete mit einem Freispruch für Prießnitz, da er nicht mit Medikamenten, sondern ausschließlich mit Wasser therapierte. 1830 bekam er die Genehmigung der österreichischen Regierung zur Errichtung und Führung einer Kaltwasser-Heilanstalt. Im Badehaus wurde eine riesige Wanne von zehn Meter Durchmesser installiert, in der die Patienten auch schwimmen konnten. Außerdem enthielt es einen Brunnen. Bereits 1832 wurde ein zweites Anstaltsgebäude gebaut mit 18 Zimmern und einem Saal. Insgesamt konnten in der Heilanstalt gleichzeitig etwa 100 Kranke untergebracht werden. Bis zu seinem Tod behandelte der „Wasserdoktor“ hier etwa 36.000 Patienten. Bis heute existiert die von ihm gegründete Kuranstalt in Bad Gräfenberg (Lázně Jeseník).

Prießnitz entwickelte keine neue medizinische Theorie, machte aber mit seinen Wasserkuren und Luftbädern die Hydrotherapie populär. Innere Krankheiten führte er auf „schlechte Säfte“ zurück, die aus dem Körper herausgebracht werden müssten. Er wandte kaltes Wasser und kalte Kompressen bei den verschiedensten Krankheiten an, verordnete aber auch Bewegung und Diät (Wasser, Milch und kalte ungewürzte Speisen). Außerdem setzte er auf Abhärtung, vorzugsweise durch eiskaltes Duschen, wobei sich das Wasser aus einer Höhe von mehreren Metern auf die Patienten ergoss. Weitere Behandlungselemente waren die Trinkkur, Klistiere, Bäder sowie eine Schwitzkur.

Er veröffentlichte nichts, diktierte aber 1847 seiner Tochter Hedwig das Vinzenz Prießnitz’sche Familien Wasserbuch, das bis heute im Institut für Geschichte der Medizin der Universität Wien aufbewahrt wird.

1846 wurde Prießnitz im Namen des österreichischen Kaisers die große goldene Verdienstmedaille für seine Leistungen verliehen. Im Stadtpark von Jeseník und im Türkenschanzpark in Wien erinnern bis heute Denkmäler an Vincenz Prießnitz. In Leipzig, im heutigen Kleingärtnerverein Priessnitz-Morgenröte e.V., erinnert ebenfalls ein Denkmal an Ihn. Im Jahr 1909 wurde in Wien Floridsdorf (21. Bezirk) die Prießnitzgasse nach ihm benannt.